Digitales Arbeiten oder technisch-gewerblicher Unterricht in Zeiten einer Pandemie
Als gewerblich-technischer Standort führt das Euro-Bildungswerk Nürnberg Umschulungen im Metallbereich zum Beispiel zum*r Industriemechaniker*in oder Maschinen- und Anlagenführer*in durch. Für die Unterrichtsplanung und Stundenplangestaltung bedeutet dies, dass ein steter Wechsel zwischen theoretischem und praktischem Unterricht stattfindet.
Theoretischer Unterricht heißt Fachrechnen, Technische Kommunikation oder Wirtschafts- und Sozialkunde im Klassenzimmer mit dem*r Fachlehrer*in, der Frontalunterricht gestaltet oder Arbeitsaufgaben zur Bearbeitung in der Kleingruppe oder alleine stellt. Arbeitsblätter werden bearbeitet oder Fachbuchseiten durchgesprochen.
Digitaler Unterricht mit individuellen Lösungen
So weit so gut, business as usual, nichts Neues für das Euro Bildungswerk – auch nicht während des Lockdowns, der alle Mitgliedsschulen betraf und uns alle quasi aus dem Nichts erfolgreich auf das Niveau Distanzunterricht und Distanzlernen hob. Digitaler Unterricht via Jitsi, Edudip oder MS Teams, Mikro, Kamera, Visualizer, Buchseiten und Zeichnungen zeigen, Arbeitsblätter hochladen, die Umschüler*innen zuhause zugeschaltet und als kleines Bild oder Symbol zu erkennen. Wir alle kennen es.
Viel persönliches Engagement unserer Lehrkräfte führte zu vielen individuellen Lösungen. So wurde beispielsweise kurzerhand das private Kamerastativ umfunktioniert, um mittels Videoaufnahme eine Tafelanschrift zu dokumentieren und Live-Unterrichts-Feeling zu kreieren und die Umschüler*innen fleißig mitschreiben zu lassen.
Herausforderung praktischer Unterricht
Und der praktische Unterricht? So weit so gut, business as usual, nichts Neues für die ESO Education Group? Oh nein! Im praktischen Unterricht sind unsere Umschüler*innen nämlich in der Metallwerkstatt und erlernen dort ihren handwerklichen Beruf buchstäblich mit den Händen. Sie feilen und entgraten an den Werkbänken, bohren, senken, reiben, schneiden Gewinde oder fertigen Bauteile an der Maschine durch Drehen und Fräsen. An der Spritzgussmaschine lernen sie, auf anderes Formwerkzeug umzurüsten, Materialien einzufärben und Bauteile zu spritzen. Am CNC-Bearbeitungszentrum montieren sie Spannmittel, setzen den Nullpunkt oder fräsen Bauteile. Das sind jeweils spezialisierte Arbeitsschritte, die oft erklärt und wiederholt werden müssen, um in Fleisch und Blut überzugehen.
Klar war, dass wir nicht von Werkbank und Fräsmaschine als private Ausstattung im Zuhause unserer Umschüler*innen ausgehen konnten. Wie sollte all das nun also im digitalen Unterricht vermittelt werden? Im Grunde ganz einfach und genauso wie die theoretischen Inhalte und doch um einiges komplexer.
Ausbilder führen live durch die Werkstatt
Für eine Gruppe gab es „Die Sendung mit der Maus“: „Heute lernen wir die Drehmaschine kennen. Die Drehmaschine dreht das Werkstück“. Der Ausbilder war mit dem Laptop auf einem Rollwagen in der Werkstatt unterwegs, führte Arbeitsschritte an einer Maschine aus, stellte digitale Anzeigen ein, wiederholte alles, beantwortete Fragen. Immer live on air.
Eine andere Gruppe kam in den Genuss eines detailverliebt erstellten Schritt-für-Schritt-Videos der Bedienung des CNC-Bearbeitungszentrums – „erst hier drücken, dann hier. Schraubstock montieren, Werkstück einspannen, Nullpunkt setzen, Programm aufrufen. Erst Maßkontrolle durchführen, dann das Werkstück ausspannen“.
Die praktischen Fachinhalte sind wesentlicher Bestandteil der IHK-basierten Ausbildung. Sie mussten also während des Lockdowns auch unterrichtet werden. Ein hundertprozentiger Ersatz war der digitale Unterricht natürlich nicht. Aber dank des persönlichen kreativen Einsatzes der Ausbilder in der Werkstatt war dieser deutlich über dem Niveau von „besser als gar nichts“.
Text: Martina Michaelis
Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.